Patientenschule

Zunächst einmal spricht man in einem Hospiz von „Gästen“ und nicht von „Patienten“. Und zwar deshalb, weil bei einem Patienten Aussicht auf Genesung besteht! Korrekterweise müsste die Überschrift meines Eintrags deswegen „Gästeschule“ lauten, nur ist das mehrdeutig und absolut unzutreffend. Ich behalte also hier vorerst die inkorrekte Terminologie bei - bis zur ‘Entdeckung’ eines zutreffenderen Begriffs. Vorschläge sind erbeten. „Morituri“ wurde übrigens verworfen, obwohl ich den recht klassischen Begriff nicht schlecht - und auch zutreffend - finde…

Man wird nicht als Patient oder Gast geboren, dafür ist eine harte, oft mit Schmerzen verbundene Ausbildung nötig. Nicht nur Menschen, die auf der Pflegeseite stehen, sollten auf Kommendes vorbereitet werden, auch als Patient ist die Ausbildung sinnvoll. Manche Menschen sind von Haus aus nämlich nicht allzu geduldig, andere tun sich schwer damit, Hilfe anzunehmen. Fügt man jetzt noch den stark selbstbestimmten (und -bestimmenden) Typus Mensch hinzu, wird deutlich, wo Reibungsflächen entstehen können. Ich bin ein Paradebeispiel des vorgenannten Typs. Ich habe lieber in Kauf genommen, zu stürzen als eine hingehaltene Hand zu ergreifen, egal, ob fremd oder bekannt. Folgerichtig bin ich einige Male lang hingeschlagen! Aus Schaden wird man klug, heißt es. Und auch bei mir setzt sich die eine oder andere Erkenntnis über eigenes Unvermögen langsam durch.

Damit komme ich in die erste Klasse der Patientenschule und lerne, dass eine hingehaltene Hand nicht immer ein zu umkurvendes Hindernis darstellt, sondern durchaus auch ein freundliches Hilfsangebot sein kann. So lernen wir also u.a. in der ersten Klasse nicht in jede Hand zu beißen, die in unsere Reichweite ragt, sondern erstmal zu schauen, warum sie da ist - und, ob wir sie nicht vielleicht brauchen könnten. Leider lerne ich sowas nicht so leicht, ich neige dazu, alles zu hinterfragen. Folgerichtig bin ich „sitzengeblieben“, während die anderen meines Jahrgangs versetzt worden sind und in den Genuss weiterführender Lektionen kommen. Darunter die Grundsätze des pflegerischen Miteinanders, wie die völlige Übernahme von Waschen, Putzen und Essen, bis hin zum Abschluss mit ständiger Gesellschaft und Streicheleinheiten.

Ich bin nicht für die „Hohe Schule“ geeignet, reagiere nach wie vor allergisch auf krasse Verletzungen meiner Privatspähre. Ich mag es immer noch nicht, wenn mir bis dato Fremde zu nah „auf die Pelle rücken“ und ihr Gesicht so nah vor meines bringen, dass nur noch eine Handbreit Abstand einen Kuss verhindert. Oder noch schlimmer: gestreichelt oder getätschelt zu werden. Lernt man auf Pflegeschulen nichts über Sphären und einzuhaltene Distanzen? Üblicherweise geht dem Streicheln ein privates Dinner voraus und darauf folgen weitere Zärtlichkeiten…

Mittlerweile wurde ich auch versetzt; ich besuche jetzt die 3.Klasse. Obwohl ich den Drang in Hände zu beißen bis heute unterdrückt habe, musste ich realisieren, dass eine weiterführende Schule für mich nicht geeignet ist. Ich lasse immer öfter Nähe zu und das ständige Gefühl, einen Kampf mit meinem Gegenüber austragen zu müssen, verschwindet nach und nach. Trotzdem ist da eine Grenze, die ich nicht überschreiten werde. Nicht weil ich nicht will, sondern weil ich nicht kann! Wie sagte mal eine Pflegerin: „auch eine abgemagerte Kuh wird kein Reh“. Wohl wahr.

Ich würde nie jemanden wegen persönlicher Antiphatien wegekeln. Natürlich habe ich im Lauf meines Hierseins “sortiert“. Das lässt sich über den langen Zeitraum von fast 3 Jahren kaum vermeiden! Wer mit meiner Art und der ungewohnten Kommunikationsweise nicht zurecht kam, blieb mir eben fern. Bei manchen der ehrenamtlichen Helfer war das durchaus gewollt, andere waren da eher Kolateralschäden. So oder so - ich habe ein (fast) reines Gewissen - und die Spreu vom Weizen getrennt. Soviel zu meinem Ausflug in den pflegerischen Darwinismus und zurück in die Patientenschule…

Meine Versetzung in die 4.Klasse der Patientenschule scheint sicher. Ich habe gelernt, geduldig zu sein und nicht zu sehr nach Äußerlichkeiten zu urteilen. Darüberhinaus ertrage ich Nähe fremder Menschen heute etwas besser… ;-)

Angriff der Killertomaten

Der wohl schlechteste Film der Welt (von 1978; George Clooney spielte im 2. Teil mit…) - und trotzdem beschleicht mich das Gefühl, jeder hat ihn schonmal gesehen! Genau wie „One Night in Paris“, den jeder (Mann) kennt, den aber angeblich nie jemand gesehen hat - genausowenig wie den sehr privaten Film von Pamela Anderson mit Tommy Lee oder den von Gina-Lisa Lohfink. Ich habe alle gesehen - nur zu Studienzwecken, versteht sich… ;-)

Wie ich darauf komme? Meine Schwester brachte mir vergangenen Sonntag den „Angriff der Killertomaten“ wieder ins Gedächtnis zurück. Es ging in unserem Gespräch um mit EHEC kontaminierte Killergurken… Das war etwas beängstigend, weil mir der Film so völlig entfallen war. Und das so gründlich und so tief, dass ich den Titel alleine wohl nie wieder an die Oberfläche geholt hätte. Schon erstaunlich, wie groß unser Hirn ist, wieviel ungenutzten (unnützen?) Platz es bietet, Erinnerungen außer Sicht- und Reichweite abzulegen.

Unser Gehirn, das unbekannte Organ?

Auf jeden Fall müsste beim nächsten Evolutionssprung das aktuelle System mit Kurz- und Langzeitgedächtnis grundlegend überarbeitet werden, denn Perfektion sieht anders aus! Derzeit fällt so Vieles unter den Tisch, so dass man beim besten Willen noch lange nicht über Perfektion sprechen kann.

Ich habe die Schnittstelle zwischen den beiden Speichern in Verdacht. Bei der Übergabe oder der Verlagerung von Kurz- zu Langzeitgedächtnis scheint Einiges im Argen zu liegen. Oder wie erklärt sich sonst, dass uns Dinge erst wochenlang so stark beschäftigen, dass wir fast Magenschmerzen deswegen hatten, und dann, von einem Tag zum anderen, in den unendlichen Gefilden des Hirns verschwinden?!

Eine kleine Auswahl an Top-Themen des Jahres: EHEC, PMD, Deep Water Horizon, Fukushima, Mirko, Kirche, Doktorarbeiten… Sie können sich erinnern? Schön! Die übrigen habe ich - zu weit entfernt - abgelegt.

Ich wünsche allen eine unvergessliche Woche ;-)

Frauenfussball

Es ist soweit, die Frauenfußball WM in Deutschland hat begonnen. Die beiden ersten Spiele unserer Mannschaft habe ich mir angesehen - waren nicht mal völlig unattraktiv! Nicht nur die Akteurinnen auf dem Rasen waren anders als gewohnt - auch die Fans sind irgendwie seltsam. Viele machen den Eindruck auf mich, als ob sie zum ersten Mal ein Fußballstadion besuchen. Sonst vielleicht eher auf Golfplätzen, Tennis- oder Rasenhockeyturnieren zu Hause. Viele Jugendliche und ein für Fußball unüblich hoher Frauenanteil! Dabei finde ich nicht, dass Frauen generell keinen Fußball spielen dürfen. Sollten? Vielleicht. Können? Ansichtssache. Auf jeden Fall gibt es zahllose Sportarten, bei denen Frauen eine bessere Figur machen und ihren Vorteil gegenüber Männern in punkto Eleganz ausreizen können. Und hierbei spreche ich definitiv nicht von Handball!

Generell ist Sport (nicht nur) für Frauen eine glänzende Idee, hilft er doch zuverlässig, Bauch, Beine und Po schlank und fest zu halten. Dazu kommen nachgewiesenermaßen noch die übrigen positiven Auswirkungen auf Laune, Langlebigkeit und Libido. Fett als Geschmacksträger im Essen ist für mich unverzichtbar - am Körper jedoch im Übermaß ein „No-Go“. Der Alltag unserer zivilisierten Welt ist ernährungsmäßig schon lange im Ungleichgewicht: zu wenig Bewegung, zu viel Kalorienaufnahme. Da reicht es auch nicht, gelegentlich die Treppe zu nehmen, etwas mehr Konstanz sollte es schon sein; 15-30 min./Tag reichen!

Die wandelnden Kleiderständer der Mode(l)welt entsprechen nicht meinem Schönheitsideal, Frauen dürfen ruhig gesund aussehen. Fett sieht unter keinen Umständen gut, attraktiv, oder gesund aus. Tipp: nicht hilfreich sind auch die naiven Versuche, von Bewegungsdefiziten mittels Tättowierungen, Piercings, Körperschmuck oder extravaganten Accesoires abzulenken! Aus demselben Grund entfällt übrigens auch besonders farbenfrohe Mode. Es versteht sich dabei wohl von selbst, dass ‘Mode’ und Kleidergrößen jenseits von 42 sowie „Fitness-Waagen“, die allen Ernstes mehr als 130kg anzeigen, ein Widerspruch in sich sind.

Ich hatte mal eine „50-kg-Phase“, während der meine Freundinnen gewichtsmäßig alle darunter lagen, bei Größen um die 1,65m. „Spitze“ waren sportliche 1,72m, blond und 47kg leicht. Eine begnadete Kombination! Jetzt ist die Phase überstanden, ich bin alt, geläutert und sehe nicht mehr so intensiv auf Äußerlichkeiten - Fett bevorzuge ich aber immer noch im Essen…

Apropos Gewichtsklassen: das Schwergewicht beim Profiboxen ist nach oben offen, jedoch sind die üblichen Körperzustände eher Muskel- statt Fettorientiert. Aber eine Hoffnung für alle, die nicht im Fernsehen bei KabelEins in „The Biggest Loser“ untergekomen sind, gibt es noch: ich habe gehört, dass die Popularität des Sumo-Ringens in Europa stark zugenommen hat…

Heute abend findet ein (Weltmeisterschafts-)Titelvereinigungskampf im Schwergewichtsboxen zwischen Wladimir Klitschko und David Haye statt. Ich hoffe, dass die Punktrichter nicht wieder (wie beim Sturm-Kampf letzte Woche) aus halbblinden, parteiischen Legasthenikern zusammengewürfelt wurden und bin für den „Kleinen“. Ich gehe aber nicht davon aus, dass der Kampf über volle 12 Runden geht, dafür sind beide Boxer zu geladen. Haye ließ kein Mittel aus, um sein (größeres und schwereres) Gegenüber aus der Ukraine zu reizen und wütend zu machen. Und er war erfolgreich. Sehr erfolgreich - denn der Riese ist mittlerweile auf 200! Mutig, dumm, oder berechnend? Nachher wissen wir’s. Viel Spaß beim Gucken - es wird mit einer halben Milliarde Zuschauern gerechnet. Ich empfehle eine überwiegend bis reinrassige Männerrunde, große Sofas, große Fernseher, und das übliche Drumherum… ;-)

Ist ein guter Start in einen Samstagabend…

Steter Tropfen höhlt den Stein

Ich leide seltenst, mir geht’s gut. Ich habe nie gelitten, musste nie leiden. Deswegen fehlt mir die Erfahrung mit dem Leid und dem Leiden. „Leiden“ ist ohnehin stark relativ. Was für den Einen Anlass zu ausgiebigem Leiden, inklusive der optischen und akustischen Begleiterscheinungen wie Jammern, Stöhnen und Tränen, ist dem Anderen lediglich Grund zum Achselzucken.

Heute morgen wurde ich schon sehr früh wach, obwohl ich erst um halb vier ins Bett gegangen bin. Ich hatte mich irgendwie in die Decke verkeilt und konnte meine Lage aus eigener Kraft nicht verändern. Die Decke lag zu hoch an meinem Kinn und am Hals. Mein gesamtes Körpergewicht lastete auf meiner linken Schulter und brachte die Stelle zum schmerzen. Dekubitus lässt grüßen, so entstehen „Lagerschäden“. Für diejenigen unter den Mitlesenden ohne Medizinstudium oder Familienpflegefall: bei „Dekubitus“ handelt es sich um Folgeschäden durch punktuell einseitige und zu lang andauernde Belastung/Druck auf Körperstellen. Weist einige Ähnlichkeiten mit falscher Lagerung und Behandlung von zu lagernden Äpfeln auf; das Resultat ist unappetitlich! Das Fass zum Überlaufen brachte mein linkes Ohr, das abgeknickt und zusammengefaltet unter meinem Kopf lag. Alles für sich genommen, nicht so wild. In der Summe und auf Dauer dann doch. Wenn es oft genug wiederholt und lange genug ausgeführt wird, kann alles zur Folter werden! Mich machte es jedenfalls wahnsinnig. Jemanden rufen ging mangels Atemluft und wegen knochentrockenem Mund und Hals nicht, einen lang anhaltenden, kräftigen Ton brachte ich nicht hervor. So blieb mir nur zu warten, bis jemand kam und nach mir sehen würde. Das dauerte zu meiner Erleichterung jedoch nicht allzu lange und ich wurde von meinem „Leiden“ erlöst.

Ich fand noch nie Gründe, oder besser: mir blieben die Anlässe fern zum öffentlichen Leiden. Die meisten kleineren habe ich mit mir selbst „im stillen Kämmerlein“ ausgemacht. Blieb selten etwas Nennenswertes übrig; anderem ging ich vorsorglich aus dem Weg. Da hielt ich es wie der Großteil der Bevölkerung. Es wäre mir nie eingefallen, Probleme, Tragödien oder schwere Schicksale aus freien Stücken aufzusuchen. Noch immer habe ich Berührungsängste, was die Krankheiten und das Leiden anderer angeht. Offensichtliches Leiden berührt mich persönlich - die Arbeit in Pflegeberufen wär’ für mich nichts, dafür wäre ich denkbar ungeeignet!

Ich bin der Ansicht, es braucht schon ein ziemlich dickes Fell, um in einem Pflegeberuf zu arbeiten. Eine Art ‘Resistenz’ und Ignoranz gegenüber offensichtlichem Leid müssen wohl antrainiert werden. Vielleicht entstehen sie zwangsläufig, sobald Menschen durch ihre Arbeit gezwungen werden, Prioritäten zu setzen und sich entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen und wen sie noch ein wenig länger leiden lassen! Wie auch immer - ich kenne keinen ‘normalen’ Menschen, der entspannt zusehen kann, wie ein anderer offensichtlich unter Schmerzen leidet. Oder leiden Pflegeberufler vielleicht überwiegend innerlich?! Wenn ja, wäre das ein weiterer Grund für die hohe Fluktuation und die kurze Verweildauer in Pflegeberufen…

So, meine Schulter schmerzt kaum noch, das Formel 1 Rennen in Spanien fängt bald an - und für mich hat Felix Sturm den Kampf gestern abend klar verloren!

ALS, TV und Tod

ALS, die „Amyotrophe Lateral Sklerose“, muss man im TV mit der Lupe suchen. Menschen mit zwei Köpfen, Naturkatastrophen oder Tiere, die einen Handstand machen können, sind eben spektakulärer.

Wenn auch nicht in „ernsthaften“ Sendungen präsent, wurde ALS kürzlich im Unterhaltungsfernsehen behandelt. Letzte Woche erkrankte ein Crewmitglied der „Destiny“ bei „Stargate Universe“, und einmal war die Krankheit Thema bei „Scrubs“, meiner -sonst eher lustigen- Lieblingsmittagsserie. Das Gemeine bei Stargate war, dass die Erkrankte selber Krankenschwester war und genau wusste, wie die Krankheit verlaufen würde. Sie machte sich nichts vor, sondern hatte genau vor Augen, wie der Krankheitsverlauf bei ihr aussehen würde und artikulierte das auch denkbar klar:
„Die Diagnose ist ein Todesurteil!“

Jeder andere muss die Diagnose erstmal verstehen, verarbeiten und für sich umsetzen. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, als mir die abschließende Diagnose mitgeteilt wurde. Der Arzt war m.E. nicht besonders routiniert mit derartigen Eröffnungen, aber wer legt da in einer solchen Situation schon Wert drauf?! Auf jeden Fall warf mich die Nachricht um, obwohl ich keinen blassen Schimmer davon hatte, was mich noch erwartete!

Einige Zeit lenkten mich die Recherchen zum Thema ALS ab. Als sich die Informationen so oft wiederholten, dass ich glauben musste, was ich las, begann ich stückeweise, mich mit dem Befund zu arrangieren. Aber die menschliche Vorstellungskraft ist doch recht beschränkt! Vielleicht hätte ich auch verstärkt visuell orientiert recherchieren sollen - aber wer will sich so etwas wirklich vor Augen führen?! Zumal, wenn es einen Blick auf die eigene Zukunft darstellt! Ich als unverbesserlicher Optimist wollte das jedenfalls nicht. Durch die Tür wollte ich erst gehen, wenn es soweit war.

Mittlerweile bin ich durch einige Türen gegangen, von denen ich vor einigen Monaten noch nichts ahnte. Dazu gehört die Todesangst durch einen Atemnotsanfall beim Essen genau wie das Verwickeln in meine Bettdecke am Morgen. Jemand fragte mich vor Kurzem, ob mir die Aussicht auf den unausweichlichen Tod keine Angst mache, weil ich immer so locker und lustig schreibe und ob ich an ein Leben nach dem Tod glaube?

Doch, selbstverständlich habe ich Angst vor dem Sterben. Nicht vor dem Zustand, sondern vor der Prozedur, die mich etwas ängstigt. An ein Leben nach dem Tod glaube ich insofern, dass in der Natur nichts verschwendet wird und die Physiker bewiesen haben, dass Energie nicht irgendwie verpufft oder verloren geht, sondern lediglich seinen Zustand ändert. Warum sollte es hier anders sein? So überwiegt die Neugierde auf Kommendes und das „Reisefieber“ bei mir.

Seit einiger Zeit kommt es durch mein geringes Lungenvolumen öfter zu unangenehmen Situationen. Einige ALS-Kranke sterben an einer Lungenentzündung (bestimmt auch nicht schön), die meisten jedoch an Atemlähmung. Das kann ich mir nach einigen Atemsnotattacken lebhaft vorstellen. Nicht schön! Wenn das Leben -und Sterben- ein Wunschkonzert wäre, wüsste ich einige weniger furchtbare Todesarten, die ich dem Ersticken vorziehen würde.

Es ist so lächerlich und frustrierend, wenn man auf dem Rücken liegt, keine Luft mehr bekommt und nicht mehr imstande ist, seine Lage zu verändern. Lustig (oder makaber - ist Ansichtsache) wird es, wenn man Gespräche in der naheliegenden Küche hört, in denen es um Frühstück geht. Ich muss dann jedenfalls lächeln, denke, dass ich bald kein Frühstück mehr brauche. So lebensbedrohlich kann es dann doch eigentlich nicht sein - oder stirbt die Fähigkeit zum klaren Denken schon 5 Minuten früher als der Rest? Wie immer: so viele Fragen - und so wenig Antworten…

Apropos Sterben und Todesfälle:
Meine Internetverbindung über „Simply Data“ wollte letzte Woche plötzlich nicht mehr! Wer das Unternehmen nicht kennt: ist ein recht günstiger Wiederverkäufer des Telekom-Netzes für die UMTS-Nutzung. Günstig durch schlanke Strukturen und/oder dünne Personaldecke? Muss wohl so sein, denn trotz ausgiebiger Versuche, deren ‘Hotline’ telefonisch zu erreichen, scheiterten meine Eltern. Sonst manchmal etwas zögerlich für meinen Geschmack fackelten sie nicht lange, kündigten den Vertrag dort und schlossen einen anderen ab. Seit Sonntag habe ich wieder Internetzugang - und bin (bis auf Widerruf) O2 Kunde. Schaun wir mal, wie sich das so entwickelt, ich kann erstmal wieder samstags schreiben. Wenn ich so wie letzte Woche  aussetze, sind kleinere Probleme ursächlich, zumeist technischer Natur. Mit meinem Ableben sollte frühestens nach etwa 4 Wochen Funkstille gerechnet werden!

Die Software meines Kommunikationssystems (P10/mytobii) befindet sich nach wie vor in dem fehlerhaften Auslieferungszustand aus dem Jahr 2008, Version 2.4.5.0. Eine ungewöhnlich lange Zeit ohne Fehlerbereinigung, Verbesserung oder Veränderung für ein Softwareunternehmen. Mein Händler/Verkäufer/Distributor aus Hannover, Technik für Behinderte (www.tfb-team.de), rührt sich auch nicht! Schön, wenn der Kunde kaum kündigen kann und man ein Fast-Monopol hat…:-(

Der Mond war voll, rund und rot - und ist jetzt wieder weg. Ballack auch…

Patientenverfügung

Partono Sudarbo, geb. am 14.04.1962,
wohnhaft Bethelweg 25, 33617 Bielefeld

Vorwort

Ich möchte nochmals und in aller Klarheit betonen, dass ich ganz allgemein das -und speziell mein- Leben schätze. Allerdings habe ich meine ganz persönlichen Vorstellungen davon, wie ich Leben definiere. Ich möchte an dieser Stelle erläutern, warum mein Leben nach meiner Definition beendet ist. Lebendig sein heißt für mich u.a. auch aktiv, selbstbestimmt und selbständig zu sein. Mit der Möglichkeit, meinen Lebensweg sowie die -Weise frei zu suchen, zu wählen und zu bestimmen. Leben ist für mich ein ausgewogener Mittelweg zwischen Geben und Nehmen, mit der Möglichkeit, helfend für meine Kinder, Familie, Freunde und auch für fremde Menschen (und Tiere) da sein zu können. Ist das alles, so wie zur Zeit bei mir, nicht mehr gegeben, fallen damit auch die wichtigsten und essenziellsten Voraussetzungen für meine Vorstellung von Leben ersatzlos weg. Ich bin deshalb nicht gänzlich frustriert, denn einige meiner Träume und Wünsche konnte ich im Laufe meines Lebens verwirklichen. Klippenspringen in Acapulco war zwar nicht dabei, aber sonst würde ich sagen, dass ich Spaß hatte und ausreichend auf meine Kosten gekommen bin!

Patientenverfügung

Für den Fall, dass ich nicht mehr in der Lage sein sollte, meine Angelegenheiten selbst zu regeln oder kundzutun, verfüge ich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte:

Wenn bei schwerstem körperlichen Leiden oder Dauerbewusstlosigkeit keine Aussicht mehr auf eine vollständige Regeneration besteht,

sollen an mir keine lebenserhaltenden Maßnahmen (z. B. Wiederbelebung,
Beatmung, Dialyse, Bluttransfusion, Medikamentengabe) vorgenommen werden bzw. bereits begonnene wieder abgebrochen werden.

Ich wünsche keine Ernährung oder Flüssigkeitszufuhr durch Magensonde oder Magenfistel, und betone nochmals in aller Deutlichkeit: ich möchte keine invasiven Maßnahmen, keine Schläuche,

wünsche keine Antibiotikagabe bei fieberhaften Begleitinfekten,

wünsche weitestgehende Beseitigung von Schmerzen; eine damit unter Umständen verbundene Lebensverkürzung nehme ich in Kauf,

bin mit einer Obduktion zur Befundklärung und mit einer vollständigen Organentnahme ohne Ausnahme zum Zweck der Transplantation einverstanden; mein ganzer Körper darf gerne zu Schul-, Forschungs- oder Studienzwecken in der Medizin verwendet werden.

Addendum für die aktuelle Situation:_____________________________
 Sollte es infolge meiner Krankheit ALS (Amyotrophe Lateral Sklerose) zum Verschlucken bei der Essengabe mit Luftmangel kommen, soll seitens des Pflegeteams nichts unternommen werden außer mich und meinen Sitz in eine aufrechte Position zu bringen.

Sollte es mir zu einer Zeit nicht mehr möglich sein, selbständig Nahrung und/oder Flüssigkeit aufzunehmen, sollen keine alternativen Maßnahmen eingeleitet werden.

Im Fall von auftretender Atemnot möchte ich in eine aufrechte Sitzposition gebracht werden; im Idealfall in den Relaxsessel, keinesfalls aber liegend in Rückenlage und/oder mit überstrecktem Hals gelagert!

Für Vorschläge vom Pflegeteam bin ich jederzeit offen.

Betreuungsvollmacht
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Ich bestimme Frau Nicole H., wohnhaft , Telefon, zu meiner alleinigen Bevollmächtigten, um mich in allen medizinischen und rechtlichen, sowie organisatorischen Belangen zu vertreten. Diese Vollmacht ist von mir zu jeder Zeit widerruflich.

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Partono Sudarbo, Bielefeld, den 4.Juni 2011

Ich/Wir bestätige(n) mit unserer Unterschrift, dass Herr Partono Sudarbo die Verfügung im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte verfasst hat.

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Unterschrift(en) des/der Zeugen mit Ort und Datum. Zusätzliche Angabe des Namens, des Geburtsdatums und des Wohnortes:

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Happy Hospiz

Das Haus Zuversicht hier in Bethel bekommt ein neues Dach, einen neuen Anstrich, und feiert heute seinen 13. Geburtstag…;-)

Dazu von hier aus meine allerherzlichsten Glückwünsche zu diesem Jubiläum an die Leitung, das Team und die zahlreichen Unterstützer des Hauses. Danke an alle.

Besonders hervorheben möchte ich I., den „guten Geist“ des Hauses, den ich noch kennenlernen durfte. Nach Jahren voller Hingabe, Enthusiasmus und beständigem Wirken wurde sie heute mit einer kleinen Feier offiziell in ihren verdienten Ruhestand verabschiedet. Ich wünsche ihr alles Gute.

Doppel-X Cromosom

Ich habe mal gelesen, dass räumliche Veränderung bei spiritueller Desorientierung hilft. Der Eine geht in die Wüste, andere besteigen Berge oder erforschen die abgelegensten Gegenden unseres Planeten. Ich bin jetzt auch soweit, spirituell desorientiert und genervt genug, um in Polargebiete, Dschungel oder Wüsten aufzubrechen. Aber aufgemerkt: immer sind es Männer, die den Sinn ihres Daseins hinterfragen und sich freiwillig der Askese unterziehen. Warum bloß? Zweifeln Frauen nicht? Stellen Sie ihr Dasein niemals in Frage? Sind sie gar von Natur aus faul oder fehlt ihnen nur ein Chromosom…?!

Zyniker haben seit jeher behauptet, verließe man sich auf Frauen als Entdecker und Forscher, glaubte die Menschheit noch immer, die Erde sei eine Scheibe, um die die Sonne ihre Bahnen zöge. Afrika, große Teile Südamerikas sowie die beiden Polargebiete wären noch immer weiße Bereiche auf den Landkarten. Amerika wäre noch unentdeckt und die vorherrschende Gesellschaftsform wäre der Stamm!

Ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde, das alles zu unterschreiben, oder gar der These, ohne den männlichen Forscherdrang würden wir noch bei kalter Küche in Höhlen wohnen, zustimmen würde, aber die Thesen bringen mich doch ins Grübeln. Sieht man sich Entdecker, Forscher und Erfinder in der bekannten Geschichte unseres Planeten genau an, stellt man sehr schnell fest, dass Frauen darin nicht vorkommen, Marie Curie mal ausgenommen! Aber warum ist das wohl so? Spielen sie vielleicht eine andere, subtile Rolle? Ziehen sie vielleicht eher die Fäden aus dem Hintergrund? Sehen wir mal genauer nach und versuchen wir, Muster zu finden.

Stimmt es, dass hinter jedem berühmten Mann eine Frau steht? Ein kurzer Blick auf die üblichen Verdächtigen wie Marco Polo, Julius Cäsar, Galilei, Kolumbus, Amundsen u.a. zeigt kein einheitliches Bild. Natürlich gibt’s im Leben berühmter Männer Frauen, doch nicht immer und nicht immer etwas Festes! Ich habe noch nicht genug Langeweile, um hier weiter zu recherchieren, aber vielleicht weiß der Mitlesende mehr…?

Frühjahrsmüdigkeit

Ist es schon zu spät dafür? Dann mache ich eben etwas früher meine Sommerpause, denn augenblicklich bin ich so müüüüde…

Zeit, Urlaub zu machen - oder den Abgang. Oder beides kombiniert. Ideen?

They never come back!?

Oder doch? Das Grauen ist zurück. Ich rede nicht von „Scream 4“, sondern von Lena Meyer-Landrut! Sie ist wieder da. Das Schneewittchen ist das abgebissene Apfelstück losgeworden und läuft wieder ‘rum und treibt ihr Unwesen. Vampire wurden den Legenden nach gepfählt, der Kopf wurde ihnen abgeschlagen und/oder sie wurden verbrannt. So ging man früher auf Nummer Sicher. Selbst in den übrigen Grimm’s Märchen sind die „Endlösungen“ nachhaltiger und kreativer; Hexen werden in ihren eigenen kleinen Krematorien verbrannt, Wölfe werden „Mafialike“ mit Gewichten beschwert ins Wasser geworfen und ertränkt. Was ist das Vergiften mit einem Apfel dagegen?! Kindergarten…

Ein Jahr war Ruhe, aber wo auch immer man sie ausgesetzt hatte - es war nicht weit genug. Sie hat den Weg zurück gefunden! Ich habe Stefan Raab in Verdacht, Brotkrumen für seine goldene Gans gestreut zu haben. Wie ich Lena finde? Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich sie sehe und höre. Und nicht die der angenehmen Art, sondern vermischt mit Frösteln, kaltem Schweiß und unkontrollierbarem Muskelzittern. Sogar mein Magen krampft ein wenig, wenn ich sie höre. Ich habe es noch nie länger als einige Minuten ausgehalten, demzufolge bin ich mir nicht sicher, ob längerer ‘Genuss’ bei mir zum Erbrechen führen würde oder nicht. Dabei ist sie eigentlich gar nicht wirklich hässlich oder abstoßend. Sie hat eher etwas in der Art an sich wie das Bild von einem offenen Knochenbruch: kommt im Alltag vor, wünscht man niemanden, ist beileibe nicht schön - und doch irgendwie faszinierend!

Und überhaupt: wer ist eigentlich für das Verklappen talentarmer Evolutionsbremsen verantwortlich? Eine Bundesbehörde, die sich komplett um eine neue Identität und alles Weitere kümmert, oder gibt es eine geheime Organisation, gesteuert und finanziert von privaten Fernsehsendern?

Wer und wie auch immer - die Ergebnisse sind leider durchwachsen. Eine Judith Lefebre und ein Alexander Klaws wurden fast rückstandsfrei entsorgt, doch ein Daniel Küblböck z.B. tauchte vor Kurzem aus der Verbannung auf - wenn auch nur kreischend im Dschungel Australiens, doch immerhin!

Dabei braucht man über die Notwendigkeit einer solchen Organisation gar nicht diskutieren. Spätestens seit der ersten „DSDS“ Show, den zahlreichen sonstigen Castingshows, und nicht zuletzt den „Big Brother“ Sendungen werden uns am laufenden Band neue ‘Prominente’ der Klassen C, D oder tiefer beschert. Deren Halbwertszeit beträgt zwar oft nur einige Monate, aber sicher ist sicher!

Ich jedenfalls bin sehr dankbar für die Arbeit dieser Organisation und würde sie mit dem WWF und Human Rights Watch zu gleichen Teilen in meinem Testament berücksichtigen (wenn es sich denn lohnen würde). Doch wie alles auf dieser Welt ist auch deren Arbeit verbesserungswürdig, denn man muss sicher sein können, dass z.B. Sarah ‘Dingens’ auf laaange Zeit anderweitig beschäftigt ist. Und die Pläne für Pietro Lombardi oder Lena Meyer-Landrut nach heute abend möchte ich auch gern verifizieren!

Anderes Thema:
Mein Zimmer hier ist eigentlich recht hübsch. Auf jeden Fall weist es als einziges im Haus einen Erker mit 3 Fenstern auf und wirkt dadurch hell und nicht vollkommen trostlos auf mich. Die Einrichtung ist gewollt spartanisch, auf Bilder und Pflanzen habe ich größtenteils verzichtet. Ich dachte a) nicht, dass ich hier so lange Station machen würde und habe deshalb nur minimalste Anpassungen vorgenommen, b) hatte noch nie ein Faible für Pflanzen, Bilder und andere Dekoration (Sammelbegriff: Sondermüll), und c) war eingeschränkt in meinen Möglichkeiten.

Da ich aber der „Ganz-oder-gar-nicht-Typ“ bin, habe ich es hier so belassen, wie es war. Eine Ausnahme (es gibt immer eine…;-) existiert und sorgt - nicht nur deshalb - für Irritationen. Es zeigt die US-Schauspierin Jessica Alba in einem Kostüm aus dem Kultfilm „Sin City“. Fast in Originalgröße und angeblich sogar von der Straße aus sichtbar. Sehr hübsch anzusehen, oder?jessica-alba-is-nancy-callahan-sin-city-poster.jpg

Vorschläge und Angebote, es auszutauschen oder ganz abzuhängen, habe ich bislang immer ausgeschlagen, aus mehreren Gründen. Zum Einen blicke ich ständig nach vorne und sehe dann gerne eine hübsche, unvergängliche Momentaufnahme (im „wirklichen Leben“ ist sie aktuell schwanger) statt öder weißer Rauhfaser, weiter ist es ein Geburtstagsgeschenk einiger aus dem Haus, ich assoziiere es mit einigen Filmszenen, und nicht zuletzt finde ich Jessica absolut schlank, heiß und sexy.

Kein Vergleich zu einem Sonnenuntergang oder anderen, mir gemachten Vorschlägen für den Platz an der Wand… :-)
Der Wechsel würde genauso wenig Sinn machen wie die Rösler-Rochaden der FDP. Also bleibt es dran, schönes WE.